Unser Auswärtsspiel beim Münchener SC 1836 endete mit einem wichtigen und hart erkämpften 4½ : 3½-Erfolg. Der Mannschaftskampf war lang, intensiv und bot zahlreiche Wendungen. Bei Interesse gibt es auf unserem Discord unter 1. Mannschaft noch Berichte der Spieler selbst, deren Inhalte sind auch hier mit verwertet.
Brett 1: Aco Alvir – Stanislav Kudrytsky 1:0
Am ersten Brett musste Stanislav vorrücken – Sebastian konnte aufgrund „seines Geburtstags … ?!“ (Gratulation nachträglich) nicht spielen. Damit stand Stanislav vor einer sehr schweren Aufgabe gegen den bekannten IM Alvir Aco.
Die Partie begann eigentlich gut, Stanislav kam ordentlich aus der Eröffnung. Alvir opferte früh einen Bauern, um offene Linien für seine Türme und allgemein Aktivität zu erhalten, was deutlich zeigte, dass er unbedingt auf Gewinn spielen wollte.
Später opferte Stanislav eine Qualität, was sich als inkorrekt herausstellte. Nur zwei Züge später hätte er jedoch, durch einen Angriff mit Dame und Springer am Königsflügel, ausgleichen können.
Er opferte in dieser Phase auch tatsächlich korrekt eine Figur – aber leider die falsche (Springer statt Läufer). Danach reichte das verbliebene Material nicht mehr zum Halten.
Brett 2: Wolfgang Zahn – Dmytro Kamenskyi 1:0
Dmytro machte in der Eröffnung einen Fehler, der ihn in eine sehr ungünstige Bauernstruktur brachte: ein Triple-Isolani. Dazu bekam der Gegner ein starkes Zentrum. Diese strukturelle Schwäche spielte der Münchner sauber und konsequent aus – eine starke Partie des Gastgebers, der auch über 200 Elo-Punkte sowie den FM-Titel vor Dmytro liegt.
Trotz der Niederlage war Dmytro und Stanislav am Ende guter Dinge. Durch unseren Mannschaftssieg war die Stimmung hervorragend, und beim gemeinsamen Essen in München war von schlechter Laune keine Spur.
Brett 3: Michael Unger – Denys Filin 0:1
Denys spielte gegen die Old-Indian-Verteidigung (mit …Le7) und stellte eine starke Struktur mit e4–d5–c4 auf. Danach blockierte er den Damenflügel vollständig. Sein Gegner hatte keinerlei aktiven Plan und musste seinen Springer zwischen f6 und h7 hin- und herziehen.
Bis zum 38. Zug wurde nichts getauscht. Erst am 39. Zug kam der erste Bauer vom Brett – und da stand Denys bereits klar auf Gewinn (+5).
In Zeitnot unterlief ihm ein Fehler am 40. Zug, bei dem er einen Springer einstellte und die Stellung plötzlich wieder völlig ausgeglichen war. Doch der Gegner fand die richtige Fortsetzung nicht, und Denys setzte sich schließlich durch.
Brett 4: Dr. Harald Jörg – Thomas Reis 0:1
Thomas bereitete sich im Vorfeld auf gleich sieben verschiedene mögliche Gegner vor, da beim MSC oft unklar ist, wer tatsächlich spielt. Einer derjenigen, auf die er sich am wenigsten freute, war Dr. Harald Jörg – aufgrund dessen möglichem Königsgambit, das Thomas bewusst vermeiden wollte.
Eine kuriose Szene entstand vor der Partie: Dr. Jörg setzte sich zunächst auf die schwarze Seite. Nach Hinweis begann man korrekt – und Thomas konnte immerhin sicher sein, dass Jörg sich nicht speziell auf ihn vorbereitet hatte.
Nach 1.e4 e5 folgte 2.Sc3 – also keine scharfe Variante. Es entstand eine Nebenvariante des Vierspringerspiels (über die Wiener Zugfolge), die Thomas aus GM-Buhmanns Repertoire sehr gut kannte. Er konnte Weiß am Damenflügel eine leicht schlechtere Bauernstruktur zufügen (c2/c3-Doppelbauer und Isolani auf a2), während Weiß leichte Initiative bekam.
Im 12. Zug hatte Weiß die Möglichkeit, viele Figuren abzutauschen und die Stellung vollständig zu vereinfachen, entschied sich aber dagegen. Die Initiative verpuffte, Thomas übernahm die Kontrolle und gewann die Partie sicher.
Brett 5: Michael Bintakies – Thomas Amelang 0:1
Michael kam ausgeglichen aus der Eröffnung und baute im Mittelspiel zunehmend Initiative auf. Die Stellung wurde immer klarer zu seinen Gunsten. Dann kam es zu einem beidseitigen taktischen Blackout, der ihn allerdings eine Figur kostete. Michael kämpfte noch lange weiter und stellte den Gegner immer wieder vor Probleme, irgendwann waren aber alle Ressourcen verbraucht.
Brett 6: Uwe Böhm – Hans Reschka ½ : ½
Hans probierte das „Quadratsystem“ gegen das Damengambit und konnte nach der Eröffnung gut ausgleichen. Im Mittelspiel verpassten beide Seiten Chancen. Schließlich gewann Hans einen Bauern und stand auf Gewinn, übersah dann aber ein Dauerschach, das zum Remis führte.
Brett 7: Ich (Max Kling) – Cem Galiloglu 1:0
Ich verlor bereits nach wenigen Zügen einen Bauern, hatte aber immerhin minimal Kompensation. Mein Gegner spielte danach jedoch sehr passiv, sodass ich immer mehr Raum und Aktivität bekam. In der beidseitigen Zeitnotphase fand ich schließlich die entscheidende Taktik und gewann den Bauern zurück. Das konnte mein Gegner weder mental noch auf dem Brett akzeptieren.
Im Endspiel gewann ich noch einen weiteren Bauern, und nach meiner Umwandlung gab mein Gegner auf.
Ich war außerdem die letzte laufende Partie des gesamten Wettkampfs. Was diese Schlussphase erschwerte: Zwei Münchner Spieler begannen im Spielsaal laut zu analysieren. Trotz mehrfacher Bitte, ruhig zu sein, änderte sich nichts. Auch nachdem wir den Schiedsrichter darauf hinwiesen wurde die Situation nicht verbessert. Das war besonders unangenehm, da mein Gegner und ich nach fünfeinhalb Stunden Spielzeit schon lange im 30-Sekunden-Inkrement spielten und höchste Konzentration nötig war.
Brett 8: Estevao Moreira Gomes – Roman Kostash 0:1
Roman spielte sein vertrautes Wolga-Gambit gegen 1.d4, eine Eröffnung, die er bereits bei vielen ukrainischen Turnieren erfolgreich eingesetzt hat. Er erreichte die typischen aktiven Stellungen, bekam ausreichend Kompensation und erspielte sich eine gute und vertraute Position. Nach dem taktisch komplexen Mittelspiel wurde in ein Schwerfiguren Endspiel abgetauscht, jetzt aber mit Bauer mehr für Roman. Wegen des schlecht geschützten Königs vom Gegner und dem Mehrbauern konnte Roman dann den vollen Punkt mitnehmen.
Gratulation zum Debut Sieg in der 1. Mannschaft!!
Fazit
Der SK Kriegshaber I gewann verdient mit 4½ : 3½. Besonders hervorzuheben sind die Siege an Brett 3 und Brett 4, die jeweils gegen sehr starke und erfahrene Gegner geholt wurden, ein gutes Beispiel das man auch gegen nominell stärkere Spieler keine Angst haben muss und immer punkten kann.
Es war ein rundum gelungener Mannschaftsauftritt, der schließlich mit einem gemeinsamen Essen in München abgeschlossen wurde. Persönlich freue ich mich immer bei der 1. aushelfen zu können, weil nicht nur tolle Partien gespielt werden, sondern auch das Mannschaftsgefühl und der Zusammenhalt herausragend ist.
Am 07.12.2025 ist der nächste Mannschaftskampf in Gröbenzell.